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Literatur

Rückblick: Berliner Literaturpreis an Felicitas Hoppe

Veröffentlicht am 14 März 2024

Den Berliner Literaturpreis 2024 erhielt Felicitas Hoppe. Die Preisverleihung durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin und Stiftungsratsvorsitzenden, Kai Wegner, fand am 05. März 2024 im Roten Rathaus statt. Die Veranstaltung wurde von Katharina Teutsch moderiert und von den Musikern Johannes Lauer und Clemens Rynkowski mit einer von Johannes Lauer arrangierten Stummfilmmusik zu Die Nibelungen von Gottfried Huppertz (1887–1937) für Klavier, Theremin und Posaune musikalisch begleitet.

Dr. Roxanne Phillips über Felicitas Hoppe in ihrer Laudatio: "(...) Erzählen ist bei Felicitas Hoppe eine zuvorderst klangliche Äußerung, die wir sinnlich wahrnehmen, die uns nicht vorsichtig berührt, sondern fest anpackt, und die uns deshalb auch bewegen kann, Dinge zu erträumen, Dinge zu tun oder Dinge zu lassen. (....) Hoppes Texte schöpfen aus einer Lust, dem Gegebenen – und das heißt immer auch: der Literatur – neue, zuvor undenkbare Möglichkeiten abzugewinnen, weshalb wir es mit einem geradezu überbordenden Erzählen zu tun haben, das alles auf den Kopf stellt und in unbändiger Neugierde, mit ‚fröhlicher Ungeduld‘ immerzu fragt: Was könnte alles geschehen? Um es kurzum auch geschehen zu lassen: Dann spielen die Schätze der Nibelungen Theater oder es öffnet, wenn man an die Tür von siebenhundert- zweiundvierzig Evergreen Terrace in Springfield klopft, Bart Simpson höchstpersönlich (...)."

Felicitas Hoppe wurde außerdem durch Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität, auf die Gastprofessur für deutschsprachige Poetik am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, berufen, die mit dem Berliner Literaturpreis verbunden ist.

Die Stiftung Preußische Seehandlung verleiht den Berliner Literaturpreis seit 1989 jährlich. Der Berliner Literaturpreis dient der Förderung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur der Gattungen Erzählende Literatur, Dramatische Literatur und Lyrik. Mit dem Preis soll eine Autorin oder ein Autor gewürdigt werden, deren bisheriges literarisches Schaffen einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur geleistet hat.

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Fotos: Katja Henschel

BEGRÜNDUNG DER JURY

Hoppe ist eine geniale Lebenserfinderin. Mit größter Freiheit gegenüber allen Trends, Konjunkturen und Moden hält sie seit „Picknick der Friseure“ (1996) der Literatur die Treue und entfesselt den poetischen Eigensinn immer wieder aufs Neue: Ob sie in „Hoppe“ (2012) unnachahmlich quirlig zeigt, was Autofiktion kann, wenn die Phantasie die Biographie diktiert, ob sie in „Prawda“ (2018) einmal quer durch die USA fährt und das Land, das kurz vor der Wahl Donald Trumps steht, in verwirbelte Einfälle aufgehen lässt oder die „Nibelungen“ (2021) in einen „deutschen Stummfilm“ verwandelt, stets verdeutlicht sie, „dass der Zauber nicht in der Sache selbst liegt, sondern immer nur in der Rede davon, in der Liebe, im Umweg, im beweglichen Umgang mit den störrischen Fakten“. Felicitas Hoppes Sprachkunst verbindet federleichten Humor mit tiefstem Ernst, wilde Fabulierlust mit scheuem Interesse an einer Welt, die es mit den Menschen häufig nicht gut meint. Am Zustand der Wirklichkeit kann auch Felicitas Hoppes erfindungsreicher Realismus nichts ändern. Der Zauber ihrer Erzählungen aber liegt darin, dass sie uns mit dem Schwung ihrer Texte, dem Takt ihrer Sprache und der Energie ihrer Worte dazu ermuntert, den Mut und die Zuversicht nicht zu verlieren.

Die Jury: Dr. Maike Albath, Prof. Dr. Michael Gamper, Cornelia Geißler, Dr. Sonja Longolius, Prof. Dr. Steffen Martus

Berlin, im November 2023