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13. Soirée der Ephraim Veitel Stiftung: »Der Rabbi von Bacherach - Heinrich Heines jüdische Wunde«

Veröffentlicht am 10 Okt. 2024

13. Soirée mit Vortrag, Lesung, Musik und Gespräch

7. November 2024 um 19.00 Uhr

Ort: Berlin-Saal der Zentral- und Landesbibliothek Berlin

Breite Str. 36, 10178 Berlin

Eintritt frei

In der kommenden Soirée widmet sich Dr. Elvira Grözinger Heinrich Heine (1797-1856), der kein Unbekannter ist. Als Dichter gehört er zum Pantheon der deutschen Literatur. Sein Gedicht »Loreley« in verschiedenen Vertonungen wurde zum Inbegriff des deutschen Volkslieds, welches nicht mal die Nationalsozialisten zum Verstummen bringen konnten, seinen jüdischen Autor jedoch zum Anonymus degradierten. Aber Heine war nicht nur ein Dichter, er wurde Essayist und Journalist und gilt als der Schöpfer des modernen Feuilletons. Das waren seine Stärken, episches Erzähltalent fehlte ihm jedoch. So ist auch die nicht sehr bekannte Erzählung »Der Rabbi von Bacherach« nur ein Fragment geblieben, allerdings eines, das biographisch wie kulturgeschichtlich eine wichtige Rolle in Heines Werk spielt.

Heines Berlinaufenthalt als Jura-Student von April 1821 bis Mai 1823 und seine Besuche in der Stadt und in Potsdam 1824 sowie 1829 waren sehr wichtige Stationen in seinem Leben. Heine wurde 1822 Mitglied im Berliner »Verein für Cultur und Wissenschaft des Judentums«, welcher 1819 von Leopold Zunz gegründet wurde, der auch an der »ersten jüdischen Universität in Berlin«, der Veitel Heine Ephraimschen Lehranstalt, lehrte. Im Verein hörte Heine Vorlesungen und las viel über jüdische Geschichte. Nach den antijüdischen »Hep-Hep«-Unruhen des Jahres 1819 an 70 Orten des Deutschen Bundes, die Heine zutiefst schockierten, widmete er sich hier den verhängnisvollen Ritualmordbeschuldigungen, die nicht zuletzt in seinem heimatlichen Rheinland eine blutige Spur hinterließen. Dem Fragment liegt die Legende des Werner aus Oberwesel zugrunde, dessen ungeklärter Tod den Juden angelastet wurde und zu einer Pogromwelle gegen sie geführt hat. Heine unterbrach die Arbeit daran für viele Jahre, zumal er sich 1825 protestantisch taufen ließ, und nahm sie erst wieder 1840 auf, als die sogenannte Damaskus-Affäre, eine neue Version eines angeblich von Juden begangenen Ritualmordes zum Ausbruch des Judenhassen im gesamten Orient führte. Eine der Hauptrollen spielte in diesem Drama der französische Konsul in Damaskus, worüber Heine, der seit 1831 im Pariser Exil lebte, in seinen Reportagen aus Frankreich unter dem Titel »Lutezia« breit berichtete.1

Der Vortrag findet in Kooperation mit der Sektion Berlin-Brandenburg der Heinrich-Heine-Gesellschaft e.V. und in Anwesenheit der Vorsitzenden Frau Dr. Sabine Bierwirth statt.

Vortrag und Lesungen: Dr. Elvira Grözinger (Berlin)

Musik: Flora Jörns, Klavier und Thoma Jaron-Wutz, Tenor

Abb.: Ritualmordrelief von 1727, Michelskapelle Oberwesel, Foto: Werner Dupuis, Aschkenas 2020 Bd. 30,1 (gemeinfrei)