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Theater

Rückblick: Theaterpreis Berlin an Pina Bausch

Veröffentlicht am 11 Mai 1997

Im Jahr 1997 wurde die Tänzerin und Choreographin Pina Bausch mit dem Theaterpreis Berlin ausgezeichnet.

Der Preis wurde am 11. Mai 1997 im Rahmen des Berliner Theatertreffens vom Stiftungsratsvorsitzenden, dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen im Schiller-Theater verliehen. Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt Péter Esterházy.

BEGRÜNDUNG DER JURY

Die Jury hat den Theaterpreis Berlin 1997 der Tänzerin und Choreographin Pina Bausch zuerkannt, die als Gründerin und Leiterin des Wuppertaler Tanztheaters alle Grenzen des zeitgenössischen Tanzes eingerissen und das Genre Tanz für unsere Zeit neu definiert hat - als ein Theater der befreiten Körper und des befreiten Geistes. Pina Bauschs Tanztheater, ein großes work in progress seit über zwanzig Jahren, kündigt alle Übereinkünfte des klassischen Tanzes und sprengt die Formensprache des Modern Dance, indem es die Grundfragen des Tanzes neu stellt und neu beantwortet. Dieses Tanztheater verkörpert eine kritische Haltung zur Welt. Es öffnet den Tanz für die Dimensionen des Politischen, des Sozialen und des Theatralischen, bemächtigt sich der Alltagsrealität und des gesprochenen Wortes, und verwandelt auch die Trivialformen des Genres, von der Revue bis zum Vaudeville, und begreift Tanz als Erfahrung am eigenen Leib – indem es den Tänzer von der traditionellen Selbstdressur emanzipiert und ihn als Individuum wahrnimmt, als mündigen Darsteller seiner selbst und seiner Erfahrungen. Pina Bauschs Tanztheater hat in seiner physischen Direktheit und seiner Empfindlichkeit und Empfänglichkeit für die Themen und Stimmungen der Zeit dem Tanz eine neue Verbindlichkeit gegeben - als radikales, der Wahrheit wie der Schönheit verpflichtetes Körper- und Bildertheater.

Die Jury: Frank Baumbauer, Sigrid Löffler, Michael Schindhelm, mit beratender Stimme Ulrich Eckhardt, Intendant der Berliner Festspiele