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Theater

Rückblick: Theaterpreis Berlin an Jürgen Holtz

Veröffentlicht am 5 Mai 2013

Für seine herausragenden Verdienste um das deutschsprachige Theater zeichnete die Stiftung Preußische Seehandlung den Schauspieler Jürgen Holtz mit dem Theaterpreis Berlin 2013 aus.

Die Entscheidung über die Auszeichnung traf die Preisjury, der der Intendant der Berliner Festspiele, Dr. Thomas Oberender, die Theaterkritikerin Christine Wahl und der Intendant des Hans-Otto- Theaters Potsdam, Tobias Wellemeyer, sowie mit beratender Stimme die Leiterin des Berliner Theatertreffens, Yvonne Büdenhölzer, angehörten.

Der mit 20.000 Euro dotierte Theaterpreis Berlin wurde am 5. Mai 2013 im Rahmen des Berliner Theatertreffens vom Regierenden Bürgermeister und Vorsitzenden des Rates der Stiftung Preußische Seehandlung Klaus Wowereit verliehen.

Theaterpreis Berlin 2013 © gezett

BEGRÜNDUNG DER JURY

Geehrt wird mit Jürgen Holtz ein Grantler, ein feiner Gedankenverfertiger im Sprechen, ein König des Monologs. Er ist gegen die sogenannten Ensembles, die, wie er sagt, heilige Kühe hüten in ungesunden Ställen und ansteckende Krankheiten pflegen wie Hochmut, Besserwisserei, Selbstgefälligkeit und Fremdenhass. Manchmal scheint es, wenn man ihn spielen sieht, dass er die seltene Qualität wirklicher Ensembles als Einzelner überliefern möchte – ein hohes Bewusstsein von Konvention und attraktiver Besonderheit.
Er spricht aus einer Form von Begreifen auf der Bühne, wie sie selten geworden ist. Er ist ein Schauspielersouverän, der durch Pausen regiert, Tempodehnungen, Affektmodulation. Er kann charmant sein. Aber er bietet sich nie an.

Geehrt wird Jürgen Holtz als einer, der berühmt dafür wurde, dass sein Zuschauer schnell merkt, wogegen er ist: als Moritz Tasso, als Motzki, als Kreon. Wenn man ihm länger zuschaut, spürt der Betrachter zugleich untrüglich, wofür Jürgen Holtz ist: Er ist ein Enthusiast. Wiederum, in seinen Worten, wörtlich genommen, ein „Gottbegeisterter“. Kunst und Politik gehören für ihn untrennbar zusammen. Nicht im Sinne von Rechthaberei, sondern als Auseinandersetzung mit den Ambivalenzen der Macht. Ohne das gefährliche Leben und Denken zu suchen, wäre ihm sein Beruf zu harmlos. Er floh vor Zensur aus der DDR, vor Routine aus den Betrieben, kämpft gegen die Traumlosigkeit der eigenen Arbeit. Jürgen Holtz lebt vor, was Schauspielertheater im noblen Sinne ist: geistvoll, in einer kollektiven Verabredung geborgen und befreit zugleich.

Die Jury: Christine Wahl, Dr. Thomas Oberender, Tobias Wellemeyer mit Yvonne Büdenhölzer

Berlin, im Januar 2013