Theater

Rückblick: Theaterpreis Berlin an Henning Rischbieter

Veröffentlicht am 2 Mai 1999

Der mit 30.000 DM dotierte Theatpreis Berlin wurde im Jahr 1999 auf Beschluss der Preisjury Henning Rischbieter zuerkannt.

Die Vergabe des Preises fand am 2. Mai 1999 im Spiegelzelt beim Schiller-Theater statt.

BEGRÜNDUNG DER JURY

Henning Rischbieter - ein Mensch des Theaters, eine Erscheinung voller Paradoxe und Widersprüche, ein Mann mit vielen Begabungen und doch nur einer Berufung: das Theaterleben unserer Zeit durch die Schwungkraft seines Eigensinns zu bewegen wie kaum ein zweiter: Als Kritiker und Publizist, als Chronist und Historiker, durch Forschung und Lehre.

Dem vehementen Aufbruch des bundesdeutschen Theaters in den frühen 60er Jahren schuf er als Gründer und Mitherausgeber von THEATER HEUTE einen neuen medialen Ort und ein innovatives Forum. Ein neuer Typ von Theaterkritik begleitete dort kritisch mutige Entdeckungen und gescheiterte Aufbrüche auf dem Theater und verhalf ihnen so zu der öffentlichen Anerkennung und Geltung, die ihnen die Schwerkraft örtlicher Meinungszare, der Argwohn der Politik und das verstörte Nichtverstehen ihres überforderten Publikums nicht selten vorenthielten.

Als Entdecker und Mentor, Vaterfigur und Zuchtmeister zugleich hat er seitdem eine Vielzahl von Kritikerbegabungen und Autoren, Regisseuren und Ausstattern, Schauspielerinnen und Schauspieler ermutigt, geplagt und gefördert.

Rischbieters pädagogischer Eros und Furor gleichermaßen verhalfen über viele Jahre hinweg jungen Studierenden der Theaterwissenschaft zu einer zwischen Praxis und Theorie selten ausgewogenen akademischen Ausbildung; vor allem aber hat er nicht wenige seiner Eleven gut gerüstet für die souveräne Entscheidung, ob sie in Studier-, Redaktions- oder Dramaturgiestuben zur eigenen Berufung finden wollen.

Seiner Leidenschaft für das vitale Verhältnis von Gegenwart und Vergangenheit verdankt sich ein umfangreiches publizistisches Werk, das zugleich die genuin flüchtigen Theatermomente und -entwicklungen in ihrer historischen Bedeutung dokumentiert und erhält.

Die Jury: Friedrich Schirmer, Konstanze Lauterbach, Benjamin Heinrichs, Ulrich Eckhardt

Berlin im März 1999