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Theater

Rückblick: Theaterpreis Berlin an Corinna Harfouch

Veröffentlicht am 10 Mai 2015

Für ihre außerordentlichen Verdienste um das deutschsprachige Theater zeichnete die Stiftung Preußische Seehandlung die Schauspielerin Corinna Harfouch mit dem Theaterpreis Berlin 2015 aus.

Die Entscheidung über die Auszeichnung traf die Preisjury, der der Intendant der Berliner Festspiele, Dr. Thomas Oberender, die Theaterkritikerin Barbara Burckhardt und der Intendant des Hans-Otto-Theaters Potsdam, Tobias Wellemeyer, sowie mit beratender Stimme die Leiterin des Berliner Theatertreffens, Yvonne Büdenhölzer, angehörten.

Der mit 20.000 Euro dotierte Theaterpreis Berlin wurde am 10. Mai 2015 im Rahmen des Berliner Theatertreffens vom Regierenden Bürgermeister und Vorsitzenden des Rates der Stiftung Preußische Seehandlung, Michael Müller, verliehen.

Theaterpreis Berlin 2015 © gezett

BEGRÜNDUNG DER JURY

Man muss sich mit Geschichten beschäftigen, die einem fremd sind, hat Corinna Harfouch einmal gesagt. Diese verlockende, unsere Seelenräume erweiternde und aufwühlende Fremdheit hat auf den deutschsprachigen Theaterbühnen und Leinwänden über die Jahrzehnte hinweg kein klareres Gesicht gefunden als eben das von Corinna Harfouch. Schauspielerei war für sie von Anbeginn ein Würdeberuf. Und diese Würde braucht den poetischen Stoffwechsel mit der Gesellschaft und mit Geschichten, die durch die Lebensabgründe hindurch in fremde und freiere Bereiche des Daseins führen. Ihre Lady Macbeth in Heiner Müllers Inszenierung, sie als des Teufels General in Frank Castorfs Aufführung oder ihre Arkadina in der Regie von Jürgen Gosch zeigten starke Figuren, die Größe besaßen, weil sie Täter wurden. Die restriktiven Verhältnisse der DDR waren eine Art Treibstoff ihrer Arbeit. Im Wesentlichen aber ging es um eine Not, die erst von Wohlstand und Freiheit aufwärts spürbar wird und von tiefer her rührt. Wie soll man leben? Dieses „Mehr“ an Leben, das sie da entdeckt, wo das Leben einem fremd und unerklärlich erscheint, hat Corinna Harfouch ohne übertriebene Freundlichkeit ganz unwiderstehlich in ihren Figuren freigelegt. So hat sie die Geschichte großer Theaterensembles mitgeprägt und wurde selber zur prägenden Schauspielerin ihrer Generation.

Die Jury: Barbara Burckhardt, Dr. Thomas Oberender, Tobias Wellemeyer mit Yvonne Büdenhölzer

Berlin, im Februar 2015