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Theater

Rückblick: Theaterpreis Berlin an Bert Neumann

Veröffentlicht am 1 März 2003

Mit dem „Theaterpreis Berlin“ 2003 zeichnete die Stiftung Preußische Seehandlung auf Beschluss der Preisjury den Bühnen- und Kostümbildner Bert Neumann für seine visionären Theaterinstallationen aus.

Der „Theaterpreis Berlin“ wurde auf Wunsch des Preisträgers im Jahr 2003 nicht öffentlich verliehen.

BEGRÜNDUNG DER JURY

Bert Neumann hat wie kaum ein anderer Bühnenbildner die Theaterästhetik der letzten zehn Jahre geprägt und dabei die sich verändernde Welt gespiegelt – seine Arbeit an der Berliner Volksbühne ist die Revolution in Permanenz: Neumann arbeitet daran, die Sehgewohnheiten und Wahrnehmungsweisen des Theaters im multimedialen Zeitalter umzustürzen. Seine Räume für René Polleschs Kapitalismusexkursionen sind Laborstätten des urbanen Lebens, seine Bauten für Frank Castorfs Inszenierungen „Dämonen“ oder „Der Idiot“ sind sinnlich aufgeladene Diskursmaschinen. Neumann ist ein widerständiger Theaterdenker, der sich besonders für die soziale Praxis des Theaters interessiert: Keine leere Kunst, sondern die konsequent und wandlungsfähig durchgeführte Recherche nach dem inszenierten Leben in der Wirklichkeit wie nach der Inszenierung von Leben in der Kunst. Neumanns Erfindung ist der Naturalismus einer denaturierten Welt, in deren Mittelpunkt doch immer der Schauspieler steht – er baut Räume für Menschen. Damit gibt er dem Theater eine Perspektive als Kunstform, die sich auf Augenhöhe zur Gegenwart bewegt.

Die Jury: Hermann Beil, Georg Diez, Christoph Schroth, Dr. Joachim Sartorius 

Berlin im März 2003