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Kunst
Förderung

Rückblick: Eberhard Roters-Stipendium für Junge Kunst an Paul Hutchinson

Veröffentlicht am 13 Okt. 2016

Die Stiftung Preußische Seehandlung hat den in Berlin lebenden Fotografen Paul Hutchinson mit dem "Eberhard Roters-Stipendium für Junge Kunst" 2016 ausgezeichnet.

Das Stipendium ist von der Stiftung 1999 zu Ehren und im Andenken an den Gründer der Berlinischen Galerie, Eberhard Roters (1929 - 1994), errichtet worden. Es dient der Förderung aktueller junger Bildender Kunst in Deutschland, wird von der Stiftung Preußische Seehandlung im Zusammenwirken mit der Berlinischen Galerie - Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur – verliehen und ist mit insgesamt 15.500 EUR dotiert. Die Dotation beinhaltet ein Jahresstipendium für den Künstler und den Ankauf eines seiner Werke für die Berlinische Galerie.

Das Eberhard Roters-Stipendium wurde Paul Hutchinson am 13. Oktober 2016 in der Berlinischen Galerie verliehen.

Eberhard Roters-Stipendium 2016 © gezett

BEGRÜNDUNG DER JURY

Paul Hutchinson (*1987) wuchs als Deutsch-Ire im Berlin der Nachwende-Zeit auf und studierte dort an der Universität der Künste sowie an der Saint Martins Universität der Künste in London. Anschließend arbeitete er in New York, Barcelona, Rio de Janeiro und zuletzt Bangalore.

Als Jugendlicher war der Fotograf Teil der Berliner Hip-Hop-Szene der 1990er- Jahre. Dieser urbanen Jugendkultur nähert er sich heute als aufmerksamer Beobachter: Für seine erste Monografie „B-Boys, Fly Girls & Horticulture“ fotografierte Hutchinson auf Einladung des Goethe-Instituts Jugendliche der Hip- Hop-Szene in Bangalore. Das in der Folge des Aufenthaltes entstandene Künstlerbuch, dessen Aufbau und Gestaltung sowie die reflektierte Herangehensweise des jungen Künstlers überzeugte die Jury nachhaltig. Hutchinsons Fotografien schwanken zwischen dokumentarischer und poetisch- künstlerischer Ästhetik. Was auf den ersten Blick scheint, wie eine spontane Momentaufnahme, ist vielmehr ein sorgsame fotografische Komposition. Häufig arbeitet Hutchinson gerade mit dem gezielten Entzug von individualisierender Information. Die Porträtierten wenden ihre Köpfe ab, ihre Gesichter sind verdeckt oder beschnitten, in Gruppenporträts scheinen die Jugendlichen zu einer Gesamtheit zu verschmelzen. Gerade über das Detail, die vermeintliche Nebensächlichkeit, eine persönliche Assoziation, das Fehlen des einzelnen Gesichts entsteht die sinnlich erlebbare und überindividuelle Charakterisierung der Subkultur.

Durch die ausschnitthafte Charakterisierung ihrer Oberflächen reizt der Künstler die Grenzen des Mediums so weit aus, dass seine Fotografien eine malerische Anmutung entwickeln.

Die Jury: Dr. Thomas Köhler, Direktor der Berlinischen Galerie
Ulrike Kremeier, Direktorin des Kunstmuseums Dieselkraftwerk Cottbus
Prof. Mark Lammert, Universität der Künste Berlin
Olaf Stüber, Galerie Olaf Stüber

Februar 2016