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Literatur

Rückblick: Berliner Literaturpreis an Sibylle Lewitscharoff

Veröffentlicht am 2 März 2010

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, verlieh am 2. März 2010 im Berliner Rathaus im Rahmen eines Festaktes mit geladenen Gästen den mit 30.000 € dotierten „Berliner Literaturpreis“ der Stiftung Preußische Seehandlung an Sibylle Lewitscharoff. Zugleich nahm die Vizepräsidentin der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Ursula Lehmkuhl, die Berufung der Preisträgerin auf die „Heiner-Müller- Gastprofessur für deutschsprachige Poetik“ am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität vor.

An dem Festakt nahmen auch die Mitglieder der Preisjury und Berufungskommission teil: Prof. Sigrid Löffler, Prof. Dr. Oliver Lubrich, Dr. Ulrich Janetzki, Prof. Ulrich Khuon und Prof. Dr. Norbert Miller. Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt der Literaturkritiker Hermann Wallmann.

Berliner Literaturpreis 2010 © gezett

BEGRÜNDUNG DER JURY

Der Berliner Literaturpreis 2010 der Stiftung Preußische Seehandlung wird der Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff für ihr ungemein dichtes und originelles Prosawerk zugesprochen, das sich in seinem eigentümlichen Amalgam aus Humor und Tiefsinn gegen alle Zuordnungen sperrt. Jeder der bisher fünf Romane der gelernten Religionswissenschaftlerin hat mit einem neuen Tonfall und der Beimischung ungewohnter und unvorhersehbarer Referenzsysteme überrascht. Die Autorin speist ihre Romanwelten gerne mit einer Kombination aus populär-kulturellen und anspruchsvollen geistes- und kulturwissenschaftlichen Diskursen, die einerseits die Pop-Musik oder die Filmwelt streifen und deren Ikonen umspielen, andererseits im Drüben fischen – mit leichthändigen Exkursionen in christliche Jenseitswelten, mit vergnügten Meditationen über die Ordnungen der Engel sowie mit verschmitzten Hintersinnigkeiten über die metaphysischen Großfragen. Lewitscharoffs sprachlicher Gestus ist ein geistreiches Parlando, eine virtuose Rhetorik, getragen von schrägem Witz und abgründigem Humor. Abgefeimte Scheelsucht und funkelnde Heilsgewissheit gehen in diesen Prosawerken die verrücktesten und unterhaltsamsten Verbindungen ein.

Jury: Sigrid Löffler, Ulrich Janetzki, Ulrich Khuon, Norbert Miller, Oliver Lubrich