Beitrag
Literatur

Rückblick: Berliner Literaturpreis an Rainald Goetz

Veröffentlicht am 27 März 2012

Der Berliner Literaturpreis 2012 wurde an Rainald Goetz verliehen. Zudem erhielt der Preisträger für das Sommersemester 2012 die Berufung auf die Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin.

Rainald Goetz (Jahrgang 1954) studierte Medizin und Geschichte in München und Paris. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Preise, unter anderem den Heinrich-Böll-Preis, den Wilhelm- Raabe-Preis und dreimal den Mühlheimer Dramatikerpreis.

Berliner Literaturpreis 2012 © gezett

BEGRÜNDUNG DER JURY

Der Berliner Literaturpreis 2012 wird dem Schriftsteller Rainald Goetz für sein eigensinniges, singuläres Werk zugesprochen. Rainald Goetz, der 1954 in München geboren wurde und heute in Berlin lebt, arbeitet in vielfältigen Formen an einer Geschichte der Gegenwart. Neugier und den unbedingten Willen zur Zeitgenossenschaft verbindet er mit der idiosynkratischen Abwehr des Aufdringlichen und Betriebshaften. Hier schreiben Hass und Liebe ungeschieden, hier berichtet der Einzelgänger aus der Mitte des Geschehens. Seine Romane („Irre“, „Abfall für alle“), Theaterstücke („Jeff Koons“), Blogs („Klage“) und Berichte verweigern die Anlehnung an konventionelle, zu Schablonen erstarrte Formen der Literatur, sie nutzen die Kraftquellen des Techno, zeitgenössischer Kunst und des intellektuellen Diskurses. Rave begegnet Luhmann, der Wahnsinn des Dabeiseins dem Irrsinn des Nicht-Dazugehörens, es mischen sich Rausch und Askese. Kaum ein zweiter Autor trifft Geist und Stimmung der Gegenwart, Lebensgefühl und Sound, mit solcher Präzision. Seine Sprache widersteht dem Muffigen, Zuckrigen, Banalen. Sie bezieht ihre Kraft aus dem Nebeneinander von Gedankenbewegungen, starken Urteilen und lyrischen Passagen, aus der Spannung zwischen kleinen, in sich vollendeten Szenen, Einfällen, Augenblicksbeobachtungen und einem unaufhörlichen Redefluss.

Jury: Prof. Dr. Winfried Menninghaus, Dr. Jens Bisky, Dr. Ulrich Janetzki, Prof. Ulrich Khuon, Dr. Kristin Schulz