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Literatur

Rückblick: Berliner Literaturpreis an Ilma Rakusa

Veröffentlicht am 20 Feb. 2017

Die Stiftung Preußische Seehandlung hat auf Beschluss ihrer Preisjury die Schriftstellerin Ilma Rakusa mit dem Berliner Literaturpreis 2017 ausgezeichnet. Der Preis wurde am 20. Februar 2017 vom Regierenden Bürgermeister und Vorsitzenden des Rates der Stiftung Preußische Seehandlung im Berliner Rathaus verliehen. Die Autorin nahm die mit dem Preis verbundene Berufung der Freien Universität Berlin auf die Gastprofessur für deutschsprachige Poetik im Sommersemester 2017 an.

Der Jury des Berliner Literaturpreises 2017 gehören Peter-André Alt, Sonja Anders, Ina Hartwig, Thomas Wohlfahrt und Norbert Christian Wolf an. In der Begründung für die Preisvergabe heißt es: "Rakusa ist eine maßgebliche Stimme jener auch von Migrationserfahrung geprägten vielsprachigen mitteleuropäischen Literatur, die durch nationalistischen Terror und kommunistische Diktaturen marginalisiert und aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt wurde. In ihrem literarischen Schaffen wird auf sensible und poetische Weise die kulturelle Vielfalt und Vielstimmigkeit Europas thematisiert."

Der mit 30.000 Euro dotierte Berliner Literaturpreis zeichnet Autoren aus, die mit ihrem literarischen Werk in den Gattungen Erzählende und Dramatische Literatur sowie Lyrik einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geleistet haben.

Berliner Literaturpreis 2017 © gezett

BEGRÜNDUNG DER JURY

Ilma Rakusa wurde 1946 in der Slowakei als Tochter eines Slowenen und einer Ungarin geboren und verbrachte ihre frühe Kindheit in Budapest, Ljubljana und Triest. Danach wechselte sie nach Zürich, wo sie ihre Schulzeit verbrachte und ein Studium der Slawistik und Romanistik begann, das sie in Paris und Leningrad fortsetzte. Diese multinationale und mehrsprachige Biographie schlägt sich in ihrem literarischen Schaffen nieder: Rakusa ist eine maßgebliche Stimme jener auch von Migrationserfahrung geprägten vielsprachigen mitteleuropäischen Literatur, die durch nationalistischen Terror und kommunistische Diktaturen marginalisiert und aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt wurde. In ihrem literarischen Schaffen wird auf sensible und poetische Weise die kulturelle Vielfalt und Vielstimmigkeit Europas thematisiert. Formal sind darin alle Gattungen vertreten, insbesondere Erzähltexte und Lyrik. Rakusas Literatur zeichnet sich durch außergewöhnliche Sprach- und Formbewusstheit und Musikalität sowie durch einen übernationalen Anspielungshorizont aus, ihre poetologischen Arbeiten bestechen durch seltenes Reflexionsniveau. An ihrem jüngst erschienenen Gedichtband Impressum: Langsames Licht, der eine im Alltäglichen versteckte wunderbare Welt offenlegt, wurde „ein künstlerisches Gleichgewicht von Pathos und Beiläufigkeit“ gelobt, das als „Ton der Gegenwart“ das heutige Leben charakterisiere (Franz Schuh). Neben ihrer eigenen literarischen Arbeit wirkt Ilma Rakusa als Übersetzerin sowie als eine Vermittlerin internationaler Literatur.

Die Jury: Prof. Dr. Peter-André Alt, Sonja Anders, Dr. Ina Hartwig, Dr. Thomas Wohlfahrt, Prof. Dr. Norbert Christian Wolf

Berlin, im September 2016