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Literatur

Rückblick: Berliner Literaturpreis an Hans Joachim Schädlich

Veröffentlicht am 26 Feb. 2014

Im Jahr 2014 wurde der Berliner Literaturpreis von dem Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit an den Schriftsteller Hans Joachim Schädlich vergeben. Die Verleihung fand am 26. Februar im Roten Rathaus statt, die Laudatio auf den Schriftsteller hielt der Literaturwissenschaftler und Journalist Lothar Müller. Der Preisträger wurde außerdem durch den Präsidenten der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Peter-André Alt, auf die „Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik“ am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft berufen.

Berliner Literaturpreis 2014 © gezett

BEGRÜNDUNG DER JURY

Hans Joachim Schädlich erhält den Berliner Literaturpreis 2014.

Der Erzähler Hans Joachim Schädlich ist ein Meister in der Kunst, etwas zu sagen, ohne es direkt zu sagen.

Lakonie bestimmt sein Schreiben seit „Versuchte Nähe“ (1975). Sie verdankt sich den moralischen Überzeugungen dieses Autors, seinem Willen zur Wahrheit und einer treffenden, nicht korrumpierten Sprache. Ohne zu moralisieren, dem Leser die Flucht ins bequeme Psychologisieren nahezulegen, erzählt Schädlich von den Verheerungen des 20. Jahrhunderts. Seine Geschichte vom ewigen Spitzel „Tallhover“ (1986) ist längst klassisch geworden; sein Roman „Kokoschkins Reise“ (2010) führt in die Epizentren des Totalitarismus.  Die Kunst der Reduktion hat Schädlich, fernab der literarischen Moden, aufgefächert und zugleich radikalisiert wie in „Sire, ich eile!“, seinem schmalen Roman über Friedrich den Großen und Voltaire. In wenigen knappen Sätzen vergegenwärtigt er tatsächliches und fiktives Geschehen mit einer Intensität und Anschaulichkeit, die in der deutschen Gegenwartsliteratur konkurrenzlos ist.  Seine Bücher entwerfen neue, irritierende Formen der Rede, mal bitter und sarkastisch, mal  weise und tröstlich. Dieses funkelnde, reiche Lebenswerk ist ein nicht zu ersetzendes Gegengift gegen Dummheit, Übereilung und Schlamperei.

Jury: Peter-André Alt, Jens Bisky, Ulrich Janetzki, Ulrich Khuon, Kristin Schulz