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Theater

Rückblick: Theaterpreis Berlin an Elfriede Jelinek

Veröffentlicht am 9 Mai 2002

Mit dem 15. „Theaterpreis Berlin“ zeichnete die Stiftung Preußische Seehandlung auf Beschluss der Preisjury im Jahr 2002 die österreichische Autorin und Dramatikerin Elfriede Jelinek für ihre herausragenden Verdienste um das deutschsprachige Theater aus.

Der mit 16.000 EUR dotierte Theaterpreis Berlin wurde durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin am 9. Mai 2002 (Himmelfahrt) um im Berliner Ensemble öffentlich verliehen.

Die Theaterpreisjury hat die Vergabe des Theaterpreises 2002 zum Anlass genommen, noch einmal an den viel zu früh verstorbenen Dramatiker und Regisseur Einar Schleef zu erinnern, dem es nicht mehr vergönnt war, seine letzte Regiearbeit an dem Werk „MACHT NICHTS“ von Elfriede Jelinek zu vollenden. Schleef hat mit seinen Tagebuchaufzeichnungen ein umfangreiches, hochinteressantes Œuvre unveröffentlicht hinterlassen.

Theaterpreis Berlin 2002 © Fleitmann

BEGRÜNDUNG DER JURY

Elfriede Jelinek schreibt seit dreiundzwanzig Jahren für das Theater. Ihre Stücke – beginnend mit „Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaft“ bis hin zu der „Kleinen Trilogie des Todes MACHT NICHTS“ – sind immer Kunstwerk, gesellschaftliche Thematik und politischer Standpunkt zugleich. Alle Anfeindungen, Beschimpfungen und Verleumdungen haben sie nicht in die Verzagtheit oder in den Elfenbeinturm vertrieben. Ihre Sprachkunst, auf der sie unbeirrt und unerschrocken beharrt, macht ihre Texte immer wieder zu einer wirksamen, zu einer politisch explosiven Dramatik. Gerade ihr höllischer Humor entzündet sich an den politischen Gemeinheiten der Gegenwart. Werk und Person sind bei ihr identisch. Elfriede Jelinek ist als eine zornige Wortkünstlerin und melancholische Theatermacherin eine Zeitgenossin und Künstlerin wie kein zweiter Theaterautor in diesen Tagen.

Die Jury: Hermann Beil, Georg Diez, Konstanze Lauterbach, Dr. Joachim Sartorius 

Berlin im März 2002