Beitrag
Kunst
Förderung

Rückblick: Eberhard Roters-Stipendium für Junge Kunst an Rolf Giegold

Veröffentlicht am 6 Dez. 2005

Das Eberhard Roters-Stipendium für Junge Kunst 2006 wurde am 6. Dezember 2005 in der Akademie der Künste an den Konzept- und Installationskünstler Rolf Giegold verliehen.

Die Laudatio hielt Inge Mahn, Kunsthochschule Berlin-Weißensee und Mitglied der Jury im Beisein ihrer Jurykollegen Matthias Flügge, Vizepräsident der Akademie der Künste, Jörn Merkert, Direktor der Berlinischen Galerie und Jan-Philipp Frühsorge, Galerie für Zeichnung.

Rolf Giegold, 1970 in Erlangen geboren, studierte zunächst Archäologie an den Universitäten Saarbrücken und Rethymnon auf Kreta, später, von 1993 bis zu seinem Abschluß 1999, Freie Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste in Saarbücken als Meisterschüler von Prof. Christina Kubisch. Bereits seit 1996 ist er mit einer Reihe von Ausstellungen – u.a. Installationen, Skulpturen, Aquarellen, Projektionen – hervorgetreten und hat diverse Auszeichnungen erhalten, darunter im Jahr 2001 den ersten Preis beim Internationalen Bildhauersymposium Nienhagen.

BEGRÜNDUNG DER JURY

Die Jury hat das „Eberhard Roters-Stipendium für Junge Kunst 2006“ einstimmig dem in Berlin lebenden Künstler Rolf Giegold zuerkannt.

Mit Rolf Giegold, 1970 in Erlangen geboren, Meisterschüler von Prof. Christina Kubisch an der HBK Saar/Saarbrücken, wird ein Künstler ausgezeichnet, dessen Arbeit konzeptuell angelegt ist. Sein forschender Ansatz, den die Jury besonders hervorhob, ist sicher bedingt durch ein wissenschaftliches Studium (Archäologie), das der Künstlerausbildung voranging und sie prägte. Ihm gelingt es mit seiner Arbeit, wissenschaftliche Methodik mit künstlerischer Intuition, Mittelbarkeit mit Unmittelbarkeit zu verbinden. Das erreicht er durch akribische Recherchearbeit, die dem eigentlichen Werk vorausgeht, durch Arbeit vor Ort, direkte Auseinandersetzung mit vorgefundenen Orten oder Räumen und durch subtile Strategien der Intervention. Diese Eingriffe beziehen sich auf gesellschaftliche Fragen und Probleme, die er in seinen künstlerischen Installationen zur Sprache bringt. Entsprechend sind die Mittel, die er für seine Ausstellungen gebraucht, die ihm möglichen Medien sind vielfältig, deren Anwendung sparsam und gezielt.

Zum Beispiel:
In der Installation „Museum im Kopf“ (1999) thematisiert er in einem klassischen archäologischen Museum den Ort selber. Er ersetzt die in einem Raum ausgestellten keramischen Gefäße durch verschlossene, tonnenförmige Edelstahlkontainer des Zivilschutzes, die normalerweise zur Sicherung und Deponierung microverfilmter Beispiele deutschen Kulturgutes dienen. Das Projekt „Varianten idealer Präsenz“ („VIP“, 2004), eine 2002 begonnene Langzeitstudie zum Thema Wahrnehmung von Zeitgeschehen, stellt eine komplexe und kritische Analyse von Hörfunknachrichtensendungen des Jahres 2002 dar. Die künstlerische Setzung erfolgte in verschiedenen Medien, u.a. als Klanginstallation, durch technische Bildmedien und Textausdrucke. Aus dem enormen Textkonvolut wurden allein die Personennamen herausgefiltert und gesprochen bzw. als Text wiedergegeben.

Rolf Giegold - ein noch junger Künstler - hat, gemessen an der Anzahl seiner Ausstellungen und der ihm zuerkannten Auszeichnungen, schon beachtliche Erfolge zu verzeichnen. Die Intensität und künstlerische Qualität seiner Arbeit hat die Jury überzeugt.

Die Jury: Matthias Flügge, Prof. Inge Mahn, Prof. Jörn Merkert, Jan-Philipp Frühsorge

Berlin, im September 2005