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Kunst
Förderung

Rückblick: Eberhard Roters-Stipendium für Junge Kunst an Heike Baranowsky

Veröffentlicht am 3 Feb. 2000

Das von der Stiftung Preußische Seehandlung zu Ehren des unvergessenen Kunstvermittlers und Gründers der Berlinischen Galerie, Eberhard Roters, errichtete Eberhard Roters-Stipendium für Junge Kunst wurde für das Jahr 2000 zum ersten Mal vergeben. Mit dem ersten Stipendium zeichnete die berufene Jury die in Berlin und London arbeitende Videokünstlerin Heike Baranowsky aus.

Heike Baranowsky, 1966 in Augsburg geboren, ist bereits mit einer großen Anzahl von Einzel- und Gruppenausstellungen hervorgetreten, 1999 zuletzt in New York.

Die Jury lobte die Arbeiten von Heike Baranowsky u.a. mit den Worten: ".. in ihnen [wird] unsere durch die Medien bestimmte, collageartige Zergliederung unserer Wirklichkeitsbilder anschaulich gemacht und der Betrachter dadurch motiviert, sein ganz individuelles Verhältnis zur Realität zu reflektieren."

Die öffentliche Verleihung des Stipendiums fand am 13. Februar 2000 in der Akademie der Künste im Beisein der Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Christa Thoben, und der Jury statt.

BEGRÜNDUNG DER JURY

Die Jury hat das Eberhard Roters-Stipendium der Stiftung Preußische Seehandlung für das Jahr 2000 einstimmig der 1966 in Augsburg geborenen, in Berlin und London arbeitenden Videokünstlerin Heike Baranowsky zuerkannt. In ihren so einfachen wie komplexen Arbeiten thematisiert die Künstlerin mit Hilfe der elektronischen visuellen Medien den Ablauf von Zeit und deren innere Geometrie. Mit verfremdenden Brüchen wird aber auch unsere alltägliche Wahrnehmung von Realität in Frage gestellt. Durch gegeneinander gesetzte Vor- und Rückläufe, durch spiegelverkehrtes Zusammenschneiden von Vorgängen oder deren Wiederholung in Endlosschleifen gelingt es Baranowsky, am Beispiel vertrauter, nahezu banaler Dokumentationen - zum Beispiel  einer Fahrt durch den Wald, des Zerlegens/Zusammensetzens eines Automotors, einer Schiffahrt - unser scheinbar so gesichertes, selbstverständliches Registrieren der Wirklichkeit zu verstören. Prägend für ihre Arbeit ist stets eine sehr genaue und strenge formale Gestaltung. Natur- und Stadtbilder werden auf sehr zeitgenössische Weise mit zeitgemäßen Techniken zu einem Weltbild überhöht, in dem alte Bildtraditionen der Malerei - wie zum Beispiel der geometrischen Bildordnung eines Caspar David Friedrich - aufgehoben sind. Gleichwohl wird in ihnen unsere durch die Medien bestimmte, collageartige Zergliederung unserer Wirklichkeitsbilder anschaulich gemacht und der Betrachter dadurch motiviert, sein ganz individuelles Verhältnis zur Realität zu reflektieren.

Die Jury: Prof. Jörn Merkert, Kornelia v. Berswordt-Wallrabe, Matthias Flügge, Prof. Monika Grütters, Inge Mahn, Gerd Harry Lybke

Berlin, im Dezember 1999